Religion

Das Leben im indischen Raum ist durch das Miteinander zahlreicher Glaubensrichtungen gekennzeichnet.

Das Kastenwesen, eine Gliederung der Gesellschaft, ist in Indien immer noch sehr verbreitet. Es gibt vier Hauptkasten und mehrere Tausend Unterkasten. Man unterscheidet zwischen Stammes-, Sekten-, Berufs- und nationalen Kasten.

Insgesamt vier der großen Religionen finden in Indien ihren Ursprung:
Hinduismus, Buddhismus, Sikhismus und Jainismus. Auch der Islam ist infolge der Eroberungen während der Kolonialzeit weit verbreitet. In Indien leben etwa 82% Hindus, 10% Mohammedaner, 3% Christen, 2% Sikhs, 1% Buddhisten, 0,5% Janina, etwa 180.000 Parsen und 13.000 Juden. Die Komplexität dieser Gemeinschaft wird durch eine kurze Erklärung der verschiedenen Religionen deutlich:

Hinduismus

Der Hinduismus ist mit fast einer Milliarde Anhängern die drittgrößte Religion der Erde. Hindus sehen ihre Religion eher als Lebensart bzw. -verständnis. Die ältesten heiligen Schriften des Hinduismus sind die Veden. Der Hinduismus selbst hat sehr viele Untergruppen, z.B. das Askentum oder den Tantrismus. Es gibt kein für alle gleichermaßen gültiges Glaubensbekenntnis oder eine zentrale Institution. Sogar die Lehren der einzelnen Gruppierungen oder die Gottesvorstellung stimmen nicht immer überein. Die meisten Hindus glauben jedoch, dass sich das Leben und der Tod in einem ständigen Kreislauf befinden, und jeder Mensch nach seinem Tod irgendwo wieder geboren wird (Reinkarnation).

Islam

Der Islam ist mit 1,3 Milliarden Anhängern die zweitgrößte Religion der Erde. Seine Anhänger bezeichnen sich als Moslems oder Muslime. Der Islam grenzt sich zum Teil sehr stark von den Vorstellungen anderen Religionen ab. Er begründet sich mit dem Koran und den Worten und Handlungen des Propheten Mohammed. Der Islam ist z.B. im Gegensatz zum Christentum monotheistisch und verlangt die absolute Hingabe (Kismet) in den Willen Allahs, welcher als der absolute Herrscher verehrt wird. Die Moslems glauben daran, dass die Anhänger ihrer Religion ins Paradies kommen, während die Ungläubigen bestraft werden.

Buddhismus

Etwa 350 bis 500 Millionen Menschen auf der Erde sind Anhänger des Buddhismus. Der Buddhismus ist eine von Buddha geschaffene Religion. Eine der Grundpfeiler des Buddhismus sind die vier heiligen Wahrheiten, welche beschreiben, dass jedes Leben einen fortwährenden Zyklus beschreibt. Eines der obersten Ziele der Anhänger des Buddhismus ist es, diesen Zyklus zu verlassen, und ins Nirwana, dem absoluten Ruhezustand, zurück zu kehren. In neueren buddhistischen Gruppierungen wird Buddha selbst als Gott verehrt.

Jainismus

Die Anhänger des Jainismus sind zumeist Angehörige des Dschinismus, eines Mönchsordens. Die Janina halten die völlige Askese für den einzig möglichen Weg, die Erlösung zu finden.

Sikhismus

Die Sikh sind Anhänger einer Glaubensgemeinschaft im Norden des Landes. Sie sprechen sich klar gegen das indische Kastenwesen aus. Viele Sikh bilden noch heute den Kern des indischen Militärs.

Parsismus

Parsen trifft man überwiegend in Vorderindien. Die Parsen glauben an einen ständigen Kampf zwischen Gut (Ahura Mazda) und Böse (Ahriman). Der Mensch steht im Mittelpunkt dieses Kampfes und kann sich für einen der beiden Götter entscheiden.

Darüber hinaus leben noch viele weitere Glaubensgemeinschaften in Indien. Die unterschiedlichen Religionen gehen zum größten Teil friedlich miteinander um. Es kommt jedoch immer wieder zu einzelnen Konflikten, wie z.B. zwischen den Sikhs und den Moslems oder zwischen Anhängern des Hinduismus und des Islams. Nach islamischer Lehre gibt es nur einen wahren Glauben. Andersgläubige werden nicht akzeptiert. Das ist auch der Grund, warum z.B. Hindus sich durch ihre Kleidung von den Anhängern des Islams unterscheiden müssen und von den Muslimen oft sozial ausgegrenzt werden. In letzter Zeit ist jedoch eine Annäherung beider Religionen zu erkennen.